Prof. Dr. A.H. Piepmatz' Vogelecke

Vorwort von Dr. Modinger

Mit Freuden darf ich einen überaus geschätzten Kollegen hier zum ersten Mal auf der Website willkommen heißen. Sein Ruhm ist ihm schon in alleWelt vorausgeeilt und von den Quellen des Amazonas bis hin zu den Rifts Islands raunen Ornitologen aller Nationen ehrfürchtig seinen Namen.

Prof. Dr. A.H. Piepmatz, den ich persönlich inmitten einer illustren Hochzeitsgesellschaft kennenlernen durfte - seine Veröffentlichungen dagegen waren mir bereits mehr als vertraut - erklärte sich ganz unbürokratisch und wie selbstverständlich dazu bereit, den Artikel, den er eigens für die Hochzeitszeitung verfasst hatte auf unserer beliebten Homepage zu veröffentlichen.

Freuen wir uns also auf den ersten Artikel aus der Hand von Prof. Dr. A.H. Piepmatz, der - wir wissen es nicht - vielleicht den Beginn einer ganzen Serie darstellt.

Dr. Modinger


 

Liebe Freunde der Vogelkunde!

Zunächst möchte ich an dieser Stelle die Gelegenheit ergreifen und dem Brautpaar mit einem freudigen Ornithologengruß: "Krächz-krächz fiep-pieps!" zur Hochzeit gratulieren!

Nun wollen wir uns aber, wie gewohnt, der bunten Welt der Vögel zuwenden. Für diesen besonderen Tag habe ich auch einen, wie ich meine, passenden Vogel, besser: eine ganze Vogelfamilie für die Besprechung ausgewählt: die Familie der Finken (Fringillidae). Lange habe ich nach einem geeigneten Untersuchungsgegenstand für diesen Tag gesucht, aber der Storch (Ciconia ciconia - nein, das ist keine Burschenschaft!) erschien mir dann doch etwas gewagt …

Also, dann doch lieber der gemeine Fink. Es gibt eine Vielzahl verschiedener Arten von Finken (Fringillidae - ich weiß, das hatten wir schon, aber es füllt die Zeitung und außerdem verwende ich die Wiederholung gerne als didaktischen Kniff, damit Sie sich das, meine lieben Vogelfreunde, besser merken können, merken können). Wenn ich mir es so überlege, gibt es eigentlich viel zu viele Finken und selbst ein so renommierter Vogelkundler wie ich, verliert hier schnell den Überblick.

Aus diesem Grunde wollen wir uns nun doch nicht auf die ganze Finkenfamilie (Sie wissen´s noch: Fringillidae), sondern nur auf einen ganz speziellen Finken konzentrieren, den Gimpel, oder treffender: den Dompfaff (Pyrrhula pyrrhula - nein, meine lieben Freunde der Ornithologie, das ist diesmal keine didaktische Merkhilfe für Sie, dieser Vogel heißt tatsächlich so; das ist dann sozusagen der Gimpelgimpel). Den Dompfaff können Sie sehr leicht an folgenden Merkmalen erkennen - ich zitiere aus dem Großen BLV-Naturführer: "Kopfplatte, Gesicht, Flügel [wer hätte das gedacht!] und Schwanz schwarz, Rücken und Schultern grau, Bürzel und Flügelbinde weiß." Die Stadtkinder, die Vögel nur aus der Bravo kennen und auch bei Peter Lustig nicht aufgepasst haben, werden nun neugierig fragen: Bürzel? Ist das was Unanständiges? Nein, liebe Kinder, ist es nicht! Bürzel bezeichnet die hintere Rückenpartie, die die Bürzeldrüse enthält, die zum Einfetten des Gefieders eine fettige Masse absondert - das ist dann etwa so, meine lieben Kleinen, als hättet ihr eine Tube Haargel am Hintern. Nun aber weiter im Großen BLV-Naturführer: "Die Männchen sind an der Unterseite leuchtend rot, die Weibchen bräunlich grau. […] Bekannter, sanft klingender Ruf." Sie können sich das ungefähr vorstellen, wie ein bekannter Ruf klingt? Ja? Hervorragend! Und weil mir dieses Merkmal so überaus wichtig erscheint, noch einmal die Wiederholung: "Bekannter […] Ruf."

Die Fortpflanzung überspringen wir und wir wenden uns gleich der Nahrung des Dompfaffen zu: bevorzugt frisst der Dompfaff Knospen, Beeren und Körner - ja, auch kleine Senfkörner Hoffnung (na, jetzt können sich auch die Kinder den bekannten Ruf des Dompfaffen langsam vorstellen). Sie werden jetzt fragen, wieso ausgerechnet Senfkörner? Aber ich frage Sie: wieso nicht? Und wieso eigentlich Senfkorn Hoffnung? Und warum stirbt die Hoffnung immer zuletzt? Mit der guten Hoffnung will ich gar nicht erst anfangen, die ist zu nah am Storch dran … Aber wir geraten ins Philosophische.

Zum Abschluss möchte ich noch ein letztes Mal den Großen BLV-Naturführer bemühen: "Der Gimpel oder Dompfaff ist einer unserer bekanntesten [schon wieder] und beliebtesten Gartenvögel, obwohl er im Frühjahr durch Knospenverbiss - hiervon ist vor allem die schönste unserer Blumen, die Amor amoris, gefährdet - in den Gärten nicht nur Freude verbreitet." Schließen möchte ich, wie gewohnt, mit einem lateinischen Spruch: "Ceterum censeo Carthaginem esse delendam!" Das hat zwar nichts mit unserem Thema zu tun, aber es hört sich gut an.


In diesem Sinne,
Ihr Prof. Dr. A.H. Piepmatz


 
 
Alle Zugvögel zurück ins Nest!